„Das Feuerwehr-Rettungswesen im Land Salzburg“ 1877 – 1947

2009: 100 Jahre seit Gründung der Sanitätsstaffel Nußdorf vergangen.

 

von Chronist u. OFK a.D. OBI Hans Huber

 

Chronologie:

 

1864: Gründung der ersten Freiw. Feuerwehr in Sbg.(Oberndorf)

1876: Provisorischer Verbandsausschuss betreibt die Erstellung einer neuen Feuerpolizei- und Feuerwehrordnung


1877
: Erste Sanitätsabteilung in der Feuerwehr der Stadt Sbg.
 
          (sog. Feuerwehrsanitäter für den Eigenschutz)

1881: Gründung des Landesfeuerwehrverbandes

 

1891: Gründung der FF Nußdorf a.H.

 

1892: „Lokal-Kranken-Transport-Kolonne“ (FF der Stadt Sbg.) als Vorsorge für den Kriegsfall (Transport verwundeter
           Krieger vom Bahnhof in die Pflegestätten)

 

1902 gibt der Gnigler Korpsarzt Dr. Franz Hattinger „Dienstes-Bestimmungen für die Sanitäts-Abteilungen der
          freiwilligen Feuerwehren“ heraus.


1904
: Bereits 32 Korpsärzte als „Lehrmeister“.

           Nachdem nun die Feuerwehren in den Gemeinden des Landes, ursprünglich nur für die Selbsthilfe gedacht,
           entsprechend ausgebildete Sanitäter und Tragegeräte hatten, lag es nahe, dass diese auch allen anderen
           Verunglückten und Kranken zu Hilfe kamen. Es war sonst niemand dafür zuständig. Um die Jahrhundertwende
           war eine soziale Absicherung nicht gegeben.
Ein Beispiel: Der Transport eines mittellosen Kranken in das „St.-Johanns-Spital“ nach Salzburg musste vom
                       jeweiligen Gemeindeausschuss beschlossen und veranlasst werden. Man kann sich gut vorstellen, dass
                      die Gemeinden froh waren, als die Feuerwehren dabei behilflich sein konnten.


1906
: Erster pferdebespannter Rettungswagen in der Stadt Salzburg.


1907
: Der „Hilfsverein vom Roten Kreuze“ bittet die Feuerwehren, mehr Sanitätsabteilungen in den Dienst des Roten
           Kreuzes
zu stellen. Es war immer so, dass die Feuerwehren die Sanitäter stellen und der Hilfsverein die
           materielle Unterstützung leistete.

Anmerkung: Nicht alle FF´s sind dem Hilfsverein beigetreten.

                      Deren Sanitäter durften dann nicht das Rote Kreuz tragen, diese verwendeten dann das
                      „Samariterkreuz“.


1909
: Sanitätsstaffel in Nußdorf aufgestellt.

 

Aus der Chronik der FF Nußdorf:

Feuerwehrzeitung Nr. 22 vom 29. Mai 1909:
„Nußdorf. (1. Sanitätsübung).
Das Sanitätswesen in der FF gewinnt erfreulicherweise immer mehr an Ausbreitung. Wir danken dies neben der
strammen Organisation unseres Landesfeuerwehrverbandes vor allem unseren Herren Ärzten auf dem Lande, die
sich der Mühe nicht entziehen, durch sachlichen Unterricht die „Erste Hilfe“ anzubahnen. Wir haben das Glück, in
Herrn Doktor Leopold Kohr aus Oberndorf einen überaus eifrigen Korpsarzt erhalten zu haben, der am 16. Mai die
erste Sanitätsübung geleitet hat und die Ausbildung unserer neuerrichteten Sanitätsabteilung regelmäßig
fortzusetzen versichert hat. Heil ihm und uns.“

Die Sanitätsmannschaften trugen als Mitglieder der Feuerwehren natürlich weiterhin die Feuerwehr-Uniform und als
besonderes Kennzeichen eine weiße Armbinde mit dem Roten Kreuz.
Es genügte bei ärmeren Feuerwehren auf dem Lande anstelle der gesamten Uniform oftmals die Mütze alleine.
Später gab es ein emailliertes Dienstabzeichen mit dem Roten Kreuz in der Mitte und dem Ortsnamen darunter.
Organisatoren waren neben Ärzten, vielfach Lehrer, höher ausgebildete Feuerwehr-Mitglieder, und sogar Priester.

 

1913: Neu Bezeichnung: „Feuerlösch- u. Rettungswesen“


1914
: Erste Kranken-Automobil in der Stadt Salzburg. Die Finanzierung erfolgte durch die sogenannte
           „Brückenmaut“ (Straßensammlung auf der Salzachbrücke)


1914-1918 (erster Weltkrieg): Viele aufopfernde Tätigkeiten, vor allem Verwundeten-Transporte, wurden geleistet.

                                                    Nach dem Krieg erfolgte erneut der Aufruf zur Gründung von Rettungsabteilungen.


1922
: Es wurde das Gesetz geschaffen, wonach die Gemeinden

          1,5 % ihres Haushaltes zu gleichen Teilen der Feuerwehr und

          der Rettungsabteilung zu geben hatten.


1923
: Die Rettungsabteilungen erreichen bei den Bundesbahnen

           die Begünstigung, zu Unglücksplätzen im Umkreis von 50 km

           gebührenfrei befördert zu werden. Für die Rückfahrt war nur

           die Hälfte des Tarifes zu bezahlen.

Eine gewisse „Rivalität“ entstand nunmehr zwischen Feuerwehr und Rettung. Dem damaligen Obmann-Stellvertreter
des Landesverbandes Dr. Christian Varnschein wurde die Wahl am 27.5.1923 versagt.
Die Folge waren „Trennungen“ und „Abnabelungen“.
Es folgte danach ein neues Grundgesetz mit 2 autonomen Gruppen: Landesverband für das Feuerwehrwesen und
Landesverband für das Rettungswesen unter einem Gesamtpräsidenten.
Die „Reibereien“ hatten dadurch ein Ende.
Es folgte „Harmonie“, schrieb der neue Rettungs-Chef Dr. Christian Varnschein.


1931
: Es erfolgte die Einführung des „Landesstraßen-

           Rettungsdienstes“ an Sonn- u. Feiertagen, der ab 1.10.1933

           auch auf Werktage und das ganze Jahr erweitert wurde.

 

Aus der Chronik der FF Nußdorf:

1932: Oberlehrer Josef Hagen aus Nußdorf erhält vom

           Bundeskanzler für Verdienste auf dem Gebiete des

           freiwilligen Rettungswesens die silberne Ehrenmedaille.


1935: Rettungsabteilungen werden im neuen Feuerwehrgesetz allen Feuerwehren bzw. Gemeinden vorgeschrieben.

1938
: Die Rettungsabteilungen der freiwilligen Feuerwehren des Gaues Salzburg sollten mit Dienstbefehl vom 25.
           August 1938 zwangsweise geschlossen in das Deutsche Rote Kreuz mit dem gesamte Sanitätsmaterial
           (Automobile, Fuhrwerke, Skischlitten, Verbandszeug, etc.) übergeführt werden.
           Zu diesem Befehl gab es ein hin und her, einmal aufgehoben, dann wieder bestätigt. Erst mit 7. Dezember
          1939 gingen die Sanitätsabteilungen zur Gänze in das Eigentum des Deutschen Roten Kreuzes über.

 

1947: Es erfolgt die endgültige Übergabe der Rettungsabteilungen an das Rote Kreuz nach den österreichischen
Gesetzen, vertraglich geschlossen zwischen Landesfeuerwehrverband und Gesellschaft vom Roten Kreuz.

 

Die Landesauszeichnungen für 25-, 40- und 50-jährige Tätigkeit im Feuerwehr- und
Rettungswesen zeugen heute noch von der gemeinsamen Vergangenheit.

 

 

Quellen:

Adolf Schinnerl, Das Feuerwehr-Rettungswesen im Land Salzburg 1877-1947, 1995.

Adolf Schinnerl, Das Salzburger Feuerwehrwesen, 2006.

Herausgeber: Landesfeuerwehrverband Salzburg.